Zur Rasse des Maremmano


Der Cane da Pastore Maremmano Abruzzese ist beim VDH/ FCI unter:

Name:                               Maremmen- Abruzzen- Schäferhund
Standartnummer:           201
FCI- Gruppe1:                  Hüte- und Treibhunde
Sektion1:                           Schäferhunde
Ursprungsland:               Mittelitalien
Widerristhöhe:                Rüden 65-73 cm                Hündin 60-68 cm
Gewicht.                            Rüden 35-45kg                  Hündin 30-40 kg
Verwendung:                   Beschützer der Herden und Bewachung von Besitz
 
geführt.


Aussehen des Maremmano

Körper:         kräftig, gut muskulös mit starkem Knochenbau, nicht grob wirkend
                       quadratisch - Rumpflänge übertrifft Widerristhöhe
                       gerade Rückenlinie mit breiter, leicht abfallender Kruppe
                       breiter, tiefer Brustkorb
                       schräge Schulter 

                       harmonisches Ganzes, majestätisch und imposant

Kopf:             doppelt lang wie breit, wenig Stirnabsatz, gewölbte Stirn, gerader Nasenrücken,

                       einen Eisbärenkopf ähnlich
                       sich verjüngender langer, breiter Fang
                       Augen mandelförmig, relativ klein
                       Ohren hängend, v-förmig, hoch angesetzt, gut anliegend, nicht zu groß  
                                                                               
Hals:            mäßig lang, kürzer als Kopf

Rute:           tief angesetzt unten mit leichtem Haken, reicht über Sprunggelenk,
                      locker abwärts getragen, bei Aufregung aufgestellt, aber niemals über Rücken gerollt

Fell:             sehr reiches, dichtes, eher leicht grobes Haar, vor allen winters dichte Unterwolle
                     glattes Haar-leichte Wellung erlaubt, über Rücken bis zu 8 cm lang
                     starke Mähnenbildung bis zur Brust, Rute dicht und lang behaart,
                     Kopf, Ohren, Vorderseiten der Gliedmaßen kürzeres Fell  

Beine:         von vorn wie seitlich gerade gestellt, starke kräftige Gelenke
                      hintere Gliedmaßen nicht zu sehr gewinkelt
                      große runde Pfoten- hintere eher oval( Katzenpfoten)             
                     gut geschlossene Zehen ohne Afterklaue

Farbe:        weiß, leichte Abweichungen in elfenbeinfarbig oder blassorange erlaubt
                    Nase, Ballen, Krallen, Augen und Lefzen schwarz pigmentiert

Gang:        raumgreifender Trab mit viel Schub,

                    elegant und geschmeidig- nicht hektisch wirkend

 Geschichte und ursprüngliche Nutzung

Es gibt vielfältige Meinungen darüber wann und woher die Ahnen dieser Hunde kamen, so richtig nachvollziehen kann man das wohl nicht mehr. Fest steht, dass zwei Rassen oder eine Rasse, die sich regional in zwei verschiedene Richtungen entwickelte, existierten. Zu einen der Maremma aus der sumpfigen Maremma- Niederung, der eher kleiner, kräftiger und kompakter war und zum anderen der Abruzze aus den Abruzzengebirge, der größer und eleganter erschien. Durch landwirtschaftliche Veränderungen in der Maremma-Niederung wurde die Schafhaltung reduziert und demzufolge wurden auch weniger Hunde gebraucht. Es wurde ab 1950 begonnen beide Schläge zusammenzuzüchten.
Ab 1958 wurden diese Tiere offiziell von der FCI als eine Rasse unter dem Namen Cane da Pastore Maremmano Abruzzese aufgenommen und geführt.  
Diese Hunde lebten bei den Herden der Schäfer und ihre einzige Aufgabe bestand darin, als Herdenschutzhunde, diese und ihren Schäfer vor jeglichen Gefahren zu bewachen und zu beschützen. Darauf wurden sie von klein auf vorbereitet, indem man sie mit der Herde aufwachsen ließ, sie also auf diese prägte. Sie lernen in ihren Rudel lebend, durch tägliches beobachten, z.B. der Elterntiere. Ihr Rudel ist ihr Sozialverband, mit den Schafen, ihrem Schäfer und den anderen Hunden. In ihm lernen sie wichtiges Sozialverhalten, von gegenseitiger Fellpflege bis zur Rangordnung untereinander, aber dieser Verband gibt jeden einzelnen auch Sicherheit. Oftmals sind die Hunde bei ihrer Arbeit voll auf sich allein gestellt.
Ein Maremmano bei der Arbeit bedeutet, ein Hund der sich einen geeigneten Platz aussucht, von dem aus er möglichst viel hören und sehen kann. Manchmal denkt man er schläft, aber man sollte sich nicht täuschen. Wenn er etwas beobachtet, was seinem Rudel eine Gefahr darstellen könnte, dann zeigt sich der eigenständig handelnde, mutige, sein Revier strikt verteidigende und unbestechliche Maremmano. Er wird nun erstmal mit drohendem Bellen und Knurren versuchen, die potentielle Gefahr zu vertreiben, dabei baut er sich mächtig auf, um noch größer zu wirken. Er wird sich damit zufrieden geben, wenn die „Gefahr“ nicht näher kommt und sich abwendet, dann wird er nur weiter aufmerksam beobachten. Sollten seine Drohungen nicht beachtet werden, wird es zwangsläufig zur aktiven Auseinandersetzung kommen. Maremmano sind mit anderen Herdenschutzhunden verglichen etwas zurückhaltender, risikoscheuer, mehr verteidigend als angreifend.
Einige Maremmano wurden auch als Hofhunde gehalten, als Territoriumswächter, zur Sicherheit seiner Besitzer und von Hab und Gut.

Charakter und Erziehung
 
Der Charakter des Maremmano ist seiner ursprünglichen Aufgabe und seinem genetischen Grundlagen geschuldet.
Ein wachsamer, mutiger und eigenständiger Hund,  klug und sozialfähig. Verantwortungsvolle Besitzer, die über die Rasse Bescheid wissen, ihm artgerechte Haltung gewähren und ihm eine Aufgabe geben, können das natürliche Potential dieser Hunde bestens nutzen.
Ausgangspunkt dazu ist eine gute Prägung und Sozialisierung. Prägen, das heißt den Hund mit Tieren, Menschen, der Familie bekannt machen, sozialisieren bedeutet, dem Hund die Möglichkeit geben, sich in dieser Gruppe als Sozialpartner zu integrieren. Daraus resultiert die Bindung die der Maremmano zu dieser Gruppe, seinem „ Rudel“ aufbaut.
Dazu kommt nun noch die nötige Erziehung.
Allein durch seine Beobachtungen im täglichen Zusammenleben wird der Maremmano  viel lernen, mit Geduld und Konsequenz, also festen Regeln. Hierfür ist klar zu bestimmen wer der Chef ist, diese Position muss prinzipiell beim Frauchen oder Herrchen liegen. Alle Familienmitglieder sollten sich darüber im Klaren sein, dass man bei der Erziehung an einem Strang ziehen muss und das der Hund, so sehr man ihn auch liebt, in der Rangfolge, innerhalb der Familie, als letztes steht. Kindern sollte der Umgang mit einem Hund gelernt werden. Auch der geduldigste Hund kann z. B. durch ewiges Knuddeln, ungelenke Grobheit oder einfach nur durch ein Missverständnis, etwas heftiger reagieren. Deshalb sollten Kinder nie ohne Aufsicht mit Hunden, gleich welcher Rasse, sein.
Der Maremmano wird so relativ schnell begreifen was er darf und was nicht.  Dazu braucht es nicht viel, er ist ein feinfühliger Hund, der gern alles richtig machen möchte. Unerwünschtes wird beispielsweise durch ein schroffes Nein zu gegebenen Anlass unterdrückt, vielleicht auch später ein zweites oder drittes Mal, aber sie werden sehen er lernt daraus. Positives, sollte immer ausgiebig mit Wort und Streicheleinheiten belohnt werden. Einige Grundkommandos sollten Hunde generell kennen, der Maremmano wird sie genau wie Hunde anderer Rassen lernen, nur wird er nicht immer sofort aufs erste Kommando reagieren. Nach der ihm eigenen „Denkpause“ wird er sie aber auch ausführen. Das ist eben das rassetypische, er muss „mit überlegen“, ob das nun auch wirklich richtig ist, was man von ihm verlangt. Erziehen sie nicht zu sehr an ihm herum, vieles bringt er wie von ganz alleine. Von  Drill und unverhältnismäßiger Härte ist unbedingt abzuraten.
Lassen sie ihn einfach an ihrem Leben teilhaben, zeigen sie ihm von klein an was alles dazu gehört,  dass z.B. Besucher etwas ganz normales sind. Er wird nicht jeden lieben, aber es reicht ja auch zu, wenn er sie akzeptiert. Fremden gegenüber wird er skeptisch bleiben, er entscheidet für sich, wer ihn beispielsweise anfassen darf oder wem er aus der Ferne nur beobachtet. Diese Entscheidungsfreiheit sollte man ihm zugestehen.
Als wichtig erachte ich schon den kleinen Maremmano mit dem Tierarzt bekannt zu machen, so wird er auch später souverän mit dieser Situation klar kommen.
Behandeln sie ihren Maremmano konsequent und gerecht, wenn sie einmal sein Herz gewonnen haben, dann haben sie in ihm einen stolzen, umgänglichen, loyalen Freund und wachsamen Beschützer, den sie nicht mehr hergeben möchten.

Haltung, Fütterung, Pflege und Gesundheit
 
Ein Maremmano braucht seinen Freiraum und eine Aufgabe, somit schließt sich Wohnungs- und Zwingerhaltung aus. Beispielweise ein Haus mit Grundstück bietet ihm die Möglichkeit  sich ausreichend zu bewegen und es zu bewachen. Er wird gern bei Wind und Wetter draußen sein, aber er wird auch ihr Haus nicht verschmähen und sei es um sich zu überzeugen, dass alles in Ordnung ist. Einen etwas windgeschützten,  trockenen Platz, von dem aus er gut beobachten kann, wird er jeder noch so schönen Hundehütte vorziehen.
Der Futterbedarf eines Maremmano  ist nicht so gewaltig wie man bei der Größe annimmt. Er ist ein genügsamer Hund und guter Futterverwerter. Bei Fertigfutter sollte man auf eine ausgewogene, gesunde Zusammensetzung achten. Möglich ist auch das Futter selber zusammenzustellen, was aber Wissen dazu und mehr Zeitaufwand bedeutet.
Beim Welpen sollte man die Fütterungsempfehlungen des Züchters beachten und einen abrupten Futterwechsel vermeiden.
Trotz der weißen Farbe und des vielen Felles sind Maremmanen  recht pflegeleicht. Sie haben ein Wasser- und Schmutzabweisendes Fell. Auch wenn er mal mehr schwarz als weiß aussehen sollte, wenn er trocknet fällt der meiste Schmutz von allein wieder ab. Mit Shampoo waschen sollte man nicht, um die natürlichen Schutzeigenschaft des Fells nicht zu zerstören. Der Maremmano nimmt lieber ein Naturbad im Teich. Nichtsdestotrotz sollte man von klein auf den Welpen daran gewöhnen, gebürstet zu werden, das festigt die Beziehung zwischen Hund und Mensch. Auch der ausgewachsene Maremmano wird diese „ Streicheleinheiten“ später genießen und man kann die Zeit des Fellwechsels etwas verkürzen.
Der Maremmano ist wegen seiner ursprünglich sehr robusten, naturnahen Haltung  ein sehr vitaler und gesunder Hund, was sich auch in seiner hohen Lebenserwartung wieder spiegelt. Viele Hunde werden weit über 10 Jahre alt, ohne jemals schwerwiegend zu erkranken.  Achten sollte man auf die empfohlenen Impfungen und die halbjährlichen  Wurmkuren.
Es ist empfehlenswert die Ohren regelmäßig auf Veränderungen zu kontrollieren.

Maremmanen als Familienhunde?

Durch seine gute Sozialisierungsfähigkeit ist diese Frage grundsätzlich mit Ja zu beantworten,
aber hier ist auch mit Bestimmtheit zu sagen, dass ein Maremmano nicht für Jedermann geeignet ist.
Ein guter Züchter wird immer schauen, dass  die Hunde in verantwortungsvolle Hände und in ein geeignetes Umfeld abgegeben werden und schon bei ihm gut auf das künftige Leben vorbereitet werden.
Verantwortung beginnt mit dem Wissen um die Rasse und ihrer ursprünglichen Nutzung und dem Vermögen dieses Wissen, im Bezug auf den Hund, sinnvoll zu nutzen.
Ausschlaggebend für die charakterliche Entwicklung wird die Prägung auf die Familie, die Sozialisierung in ihr und die Bindung zu ihr sein. Einem Maremmanen wird es in einem stabilen Umfeld, mit einem gewissen Maß an Regelmäßigkeit und klaren Regeln nicht schwer fallen, sich mit Hilfe ihrer Geduld, Souveränität und Konsequenz, gut einzuordnen. Grundsätzlich sollte ein Hund, gleich welcher Rasse, nicht zu sehr vermenschlicht werden. Ganz wichtig ist, dass ein Maremmano seiner Bedürfnisse und genetischen Grundlagen entsprechend gehalten wird (s. o.).
Mit persönlichem Geschick ist es möglich dem knuddligen, süßen Welpen den richtigen Weg zu einem gut integrierten, stolzen ausgewachsenen Maremmanen zu zeigen. Sie werden in ihm einen geduldigen, freundlichen und sensiblen Hund haben, der  innerhalb seiner Familie nicht zu Aggressionen neigt, aber aufmerksam sein Revier beobachten und beschützen wird.
Außerhalb seines Territoriums wird er ein ruhiger, gut zu führender  Begleiter sein, wenn er schon als Welpe mit den vielfältigen Situationen und Gegebenheiten  langsam vertraut gemacht wurde.

Für die Anschaffung eines Maremmano sprechen:

- Grundvoraussetzungen für die Haltung stimmen (Haus, Hof, Grundstück etc.)
- gute Kenntnisse über die Eigenarten des Maremmano
- bewusste Entscheidung für einen großen sebstbewußten und eigenständigen Hund
- sozial gut gefestigtes Umfeld

Mit der Anschaffung eines Hundes, egal welcher Rasse, ergeben sich zwangsläufig vielfältige Veränderungen. Klar sollte daher jedem Käufer sein, dass er eine große Verantwortung übernehmen wird, die er im Idealfall über einen langen Zeitraum zu tragen hat und im Vorfeld gut zu überdenken ist. Nicht zuletzt sollten daher auch eventuelle persönliche Veränderungen mit bedacht werden, sei es im Beruf, Umzug oder Familienplanung.
In Anbetracht dessen und mit dem Wissen, dass viele fehlgekaufte Tiere in Tierheimen enden, möchte ich das angeführt haben.

Literatur

„ Herdenschutzhunde“            von Thomas Achim Schoke
„Die alten Hirtenhunde“            von Gudrun Beckmann
„Herdenschutzhunde“             von Petra Krivy
„ Hirten- und Hütehunde“         von Karl Hermann Finger